Zum Schmunzeln und Nachdenken
(DONAUKURIER vom 15.3.2010)

Neuburg (DK) Die teure Edna, Spatzl, Madame de Toilette, Shirley Valentine, Coco Chanel, Kurfürstin Maria Leopoldine, Marlene – eine illustre Damengesellschaft versammelt sich zum zehnjährigen Jubiläum des Neuburger Boulevardtheaters zu \ Neuburg (DK) Die teure Edna, Spatzl, Madame de Toilette, Shirley Valentine, Coco Chanel, Kurfürstin Maria Leopoldine, Marlene – eine illustre Damengesellschaft versammelt sich zum zehnjährigen Jubiläum des Neuburger Boulevardtheaters zu "Warum Eva". Mitten drin Evas Schatten. Eine ebenso skurrile wie geniale Idee von Schauspielerin und Regisseurin Eva Zwack, sich selbst in die Urne zu verbannen und ihren Schatten von ihrem Leben erzählen zu lassen. Noch ein Trick hilft ihr, zehn Jahre Boulevardtheater und neun (bis dato) Ein-Frau-Stücke kurz Revue passieren zu lassen, ohne Gefahr zu laufen, ihr Publikum im gut besuchten Seminartheater mit einer Aufzählung zu langweilen – Zwack lässt eingangs Filmausschnitte ihrer Produktionen für sich selbst sprechen.

Den Blick hinter die Kulissen gewährt dann der Schatten, der zum mimisch ausdrucksstarken Clown mutiert und so ein gutes Stück mehr Distanz aufbringt. Er rechnet liebenswert-distanziert und zugleich höchst selbstironisch mit Eva ab, erzählt vom unmöglichen Kind, das zum unmöglichen Mädchen und schließlich zu einer unmöglichen Frau wurde – jedenfalls aus Sicht der Menschen in jenem kleinbürgerlichen Städtchen, wo Eva als behütetes Kind gut situierter Eltern aufwuchs. Mal schimpft der Schattenclown, weil er Mühe hatte, all ihren Eskapaden zu folgen – ihren pubertären Kneipentouren, die sie im reiferen Alter absolvierte, bis hin zur Schauspielausbildung in Köln mit "Oma-on-Tour"-Aufkleber auf der Heckscheibe des Autos. Und weil Selbstironie Trumpf ist, werden ihr diejenigen, die sich in fein verteilten Nadelspitzen wieder finden mögen, sicherlich großherzig verzeihen, zumal sie ohnehin weitgehend namenlos bleiben. So die Journalistin, die wohl von eigener Karriere träumte, statt sich zu bemühen, Evas Stück zu verstehen, das Ehepaar, das in erster Parkettreihe während einer Aufführung schlief, oder der Schauspielerkollege, der ihr – keineswegs rollenkonform – zuflüsterte, er sei verrückt nach ihrem Lippenstift, woraufhin sie ihn in ihre Garderobe schickte: "Dort liegt er." Absolut textsicher, mit Augenzwinkern, Wortwitz und Charme, inmitten eines geordneten Chaos aus Requisiten zehnjähriger Theatergeschichte, gelingt es Eva Zwack einmal mehr, ein berührendes Stück, ein Stück zum Schmunzeln und Nachdenken, zum Lachen und Kopfschütteln, auf die Bretter zu bringen. Ein schauspielerisch wie konzeptionell gelungenes Fazit für das erste, und zugleich vielversprechender Start für das nächste Jahrzehnt des Neuburger Boulevardtheaters. Denn, das hat sie schon angekündigt, nächstes Jahr steht Eva wieder auf aus der Asche, wohl aber nicht als Phönix.

Von Andrea Hammerl

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